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Braucht meine Welt Gospel? – “My world needs you” Konzertwochenende 26./27.11.

Kategorien: Allgemein,Event Nachbericht

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Braucht meine Welt Gospel? – Das „My world needs you“ Konzertwochenende

Was ist eigentlich Gospel? … Ich stehe am Sonntagabend, 1. Advent, in der wie immer zu den GiO-Projektkonzerten bis auf die letzten Stehplätze angefüllten Heilandskirche in den hinteren Reihen. Habe schon länger kein Projektkonzert von GiO mehr hautnah erlebt. Obwohl ich GiO schon eine halbe Ewigkeit kenne, komme ich mir seltsam reserviert vor. Aber kein Wunder, schließlich singe ich auch nicht selbst. Noch nicht. Und so durchziehen mich vor dem Beginn neben der mich umgebenden erwartungsvollen Stimmung so einige Fragen: Warum singen wir eigentlich? Warum machen wir Gospel? „My world needs you“, hieß das Adventsprojekt des Chors – „meine Welt braucht dich“. Alright, aber was heißt das genau? Und: Braucht sie Gospel? Was ist eigentlich Gospel? Und wo ich schon bei dem skeptischen Ton bin (der so gar nicht zur Lebensfreude des Gospel passen will): Warum feiern wir Weihnachten? Warum reservieren und reaktivieren wir alljährlich vier Wochen für eine Adventsstimmung, die sich selten mit den brennenden Fragen und Launen unseres Alltags decken will? Was daran brauchen wir und warum?

Was es zunächst braucht, das sind nicht mehr als vielleicht acht Takte „Oh come Emanuel“, um mich zunächst umzustimmen, zu lockern und wegzulocken von meinem reserviert-resignativen Standplatz und Sinnieren. Es ist nicht der Text, es ist die Tonalität, der Mut in der Musik, der mich ruft. Es braucht nicht mehr als ein, zwei Liedzeilen Soli aus „Breath of heaven“ und dem funky „Rejoice“, die mich erst anrühren und dann mitreißen. Schließlich brandet auch der Song „My world needs you“ an mich heran und zieht mich mit. Heaven yeah, das ist es doch! Oder? Das ist doch Gospel. Hatte ich das vergessen? Ich spüre, wie mich die Musik öffnet, mich verändert. – „I’ve been changed“ lautet es zustimmend und unisono im Song „I won’t go back“.

Gospel beantwortet keine Fragen. Aber es ist Hoffnungsmusik, die die wichtigen Fragen ausfiltert: Will ich starr sein oder mich verändern lassen, zum Beispiel. Ich denke nach: Überall scheinen sich die Leute nach Wandel zu sehnen. „Change“ ist an vielen Orten der Welt eines von den großen Worten, das Hoffende wie Skeptiker auf den Plan ruft wie wohl kein anderes Versprechen oder Programm. Und wenn der ‚change‘ sich dann ankündigt? Reformen werden abgesagt, Politiker werden abgewählt, Unbekanntes wird wegradiert. Eine Welt, die sich nach wahrem Wandel sehnt, aber sich vor wirklichen Veränderungen ängstigt. Was braucht diese unsere Welt?

Es sind große Töne, die hier stehen, aber ja: Meine Welt braucht den Gospel oder vielmehr: Gospelmomente, die mich wieder wachmachen. Immer wieder. Gospel – in welcher Form auch immer. Gospelmusik ist eine davon. Und was für eine! …

Nachtrag: Über die Tage und als ich später den GiO-Posteingang checke, erreichen mich Rückmeldungen zu allen drei Konzerten. Sie versichern mir, dass es vielen anderen Besuchern – und Sängern – ähnlich geht, wenn Gospel „aufgedreht“ wird. „Es hat mir und vor allem meiner Seele sehr gut getan“, sagte eine Besucherin des AbendGospels. Und ein Tenor leitet uns die Reaktion einer Kollegin weiter, die er zur PrimeTime mitgenommen hat:

“Thank you very much for this amazing evening … it was so incredible … thank you!”

 

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Text: Lennart Will
Fotos: Ludmilla Parsyak