... singen ist Glückssache

GiO Blog & Berichte

Geld oder Grille

Kategorien: Gedanken

Ich war mal wieder eine Woche in den Bergen.
Was mich anfangs immer wieder irritiert ist die absolute Stille an manchen Orten.
Das Nichts ist fast erschreckend.

Dazu habe ich eine Geschichte gefunden:

Ein Indianer besucht einen Weißen Mann. In einer Stadt zu sein, mit dem Lärm, den Autos und den vielen Menschen – all dies ist ungewohnt und verwirrend für ihn.

Die beiden Männer gehen die Straße entlang, als der Indianer plötzlich stehen bleibt: “Hörst Du auch, was ich höre?” Der Andere horcht: “Alles, was ich höre ist das Hupen der Autos und das Rattern der Omnibusse.” “Ich höre ganz in der Nähe eine Grille zirpen.” “Du musst dich täuschen. Hier gibt es keine Grillen. Und selbst wenn es eine gäbe, man könnte sie bei dem Lärm nicht hören.” Der Indianer geht ein paar Schritte weiter und bleibt vor einer Hauswand stehen. Wilder Wein rankt an der Mauer. Er schiebt die Blätter auseinander – und da sitzt tatsächlich eine Grille.

Der Andere sagt: “Indianer können eben besser hören als Weiße.” “Ich bin nicht sicher”, erwiedert der Indianer, lässt sich ein 50 Cent Stück geben und wirft es auf das Pflaster. Es klimpert auf dem Asphalt, Leute bleiben stehen und sehen sich suchend um. “Siehst Du”, sagt der Indianer, “das Geräusch, das das Geldstück gemacht hat, war nicht lauter als das der Grille. Und doch hörten es viele. Wir hören eben auf das, worauf wir zu achten gewohnt sind.”

Wir hören auf das, was wir gewohnt sind.
Wir hören auf die Tageszeitung, das Internet, wir hören auf unsere Erfahrungen und die schlauen Leute.

Jesu Reden sind manchmal leise und vor allem ungewohnt. Ich glaube, man muss es lernen, man muss es üben, darauf zu hören. Viele meinen, Jesus redet heute nicht mehr. Vielleicht habe ich aber auch verlernt, ihn zu hören.


von Thomas Dillenhöfer