... singen ist Glückssache

GiO Blog & Berichte

GospelOpen 2016 | Doppelkonzert 22.07.

Kategorien: Allgemein,Event Nachbericht

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Stimmungsvoller Auftakt der 1. GospelOpen Stuttgart

„WOW!“ – dachte ich, als ich mich am Freitagabend der Friedenskirche Stuttgart näherte. Das scheint wirklich ein ‚big event‘ zu werden. Bunte Ballons wohin das Auge blickte, Foodtrucks und Cocktailbar. Das Orga-Team rund um GiO-Chorleiter Tom Dillenhöfer hatte offensichtlich an alles gedacht. Diese ersten Stuttgarter GospelOpen sollten bunt, offen und einladend werden – für jeden – und neben kulinarischen Genüssen natürlich auch erstklassige musikalische Leckerbissen bieten. Uns wurde nicht zu viel versprochen. Gleich ein Doppelkonzert markierte den Beginn des dreitägigen Gospel-Events. Singer-Songwriter Johannes Falk mit Band und der Jesustreff Gospelchor (JTGC) teilten sich in einen stimmungsvollen Freitagabend.

JTGC heizt ein

Tom Dillenhöfer begrüßte die Besucher der Auftaktveranstaltung mit herzlichen Worten. Ein bewegender Moment, dieser Startschuss zu einer „Uraufführung“. Die Idee zu den GospelOpen, erzählte er unter anderem, sei letztes Jahr auf dem Kirchentag entstanden sei, im Austausch mit anderen Musikern.

Mit Klassikern wie „Lean on me“ und „Lovely Day“ eröffnete dann der Jesustreff Gospelchor unter der Leitung von Christoph Gärtner den Konzertabend. Die gutgelaunten Sänger, die hervorragenden Musiker und Solisten heizten dem Publikum der Friedenskirche mächtig ein. Der souveräne Pianist des JTGC war gerade erst 14 Jahre alt geworden. Unglaublich!  „Take me back“ und „Sanctuary“ – Songs, die auch uns GiOs nicht unbekannt sind – brachten die ganze Kirche zum Singen und Klingen. Waschküchenartige Temperaturen, lila-blau-bunt-wechselnde Beleuchtung, volle Sitzreihen, tanzende, klatschende, jubelnde und singende Menschen. Super Stimmung!

Aber auch besinnliche Songs wie „You raise me up“ bot das Repertoire des Chors und berührten die Zuhörer. Den Abschluss bildete der Megahit „Happy“ – im Original von Pharell Williams – und setzte einen satten Schlussakkord unter die erste Hälfte des Abends.

Johannes Falk und eine Reise ins Ich

Eine Umbaupause und zwei Cocktails später das Kontrastprogramm: nachdenkliche, ruhige Klänge von Singer-Songwriter Johannes Falk. Der Sänger und Pianist aus Darmstadt ist schon längst kein Unbekannter mehr in der christlichen Rock- und Popszene. Tom Dillenhöfer und Johannes Falk kennen sich bereits seit 1996, als Letzterer Solist bei Gospel Company war. Mittlerweile ein erfolgreicher und gefragter Künstler, tritt er mit seiner Band deutschlandweit und international auf. „Ich schätze an Johannes seine ehrlichen, gefühlvollen Texte. Ein Mensch, der immer auf der Suche ist …“, so O-Ton Tom bei der Vorstellung seines Musikerkollegen.

„Ich hab ein Bild von dir in meinem Kopf.“ Mit dieser ersten Zeile aus dem Song „Mona Lisa“ begann Teil zwei des Doppelkonzerts. Ob allein am Piano oder unterstützt durch seine Band, tauchte Johannes Falk ab in fast meditative Welten, schwamm durch ein Klang- und Lichtermeer und ließ das Publikum mitschwimmen. „Hab mich wieder mal verlaufen“, „Denn die letzten werden die ersten sein“, „Der alte Mann und das Meer“ … Seine Texte schürften tief, wühlten auf, streichelten die Seele wohltuend. Seine Melodien, oft melancholisch, phasenweise sphärisch, dennoch eingängig, nahmen uns mit auf eine Reise, eine Reise ins ich.

„Komm und ruh Dich aus.“ – Die Botschaft dieser gefühlvollen Ballade, einer seiner bekanntesten Songs, kam an: erst leise und zaghaft, dann immer lauter, schließlich sang die ganze Kirche diesen ermutigenden Song, wiederholte den Refrain immer und immer wieder: „Komm und ruh dich aus, lass deine Sorgen bei mir liegen, komm und ruh dich aus bei mir ….“

Bis zehn Uhr beschenkte uns Falk mit seiner sehr persönlichen Lyrik. Langanhaltender Applaus und Standing Ovations waren unser ehrliches und tiefes Dankeschön an diesen außergewöhnlich berührenden Künstler.

Ein gewaltiges Experiment, hatte ich zu Beginn des Abends im Blick auf die gesamten GospelOpen noch gedacht. Eine absolut gelungene Premiere, ein wahres Fest – das waren meine Gedanken am Ende des Abends. Die GospelOpen hatten einen eindrücklichen Start hingelegt. Die nächsten Tage konnten kommen ….

Epilog: Was macht uns glücklich?

Während der Umbaupause erfuhr ich von den dramatischen Vorkommnissen in der Münchner Innenstadt. Was sich später als Amoklauf eines labilen Einzeltäters entpuppen sollte, war im Laufe des Freitagabends noch eine unklare Ausnahmesituation mit Verdacht auf terroristischen Hintergrund. „Nicht schon wieder“, durchfuhr es meinen Kopf und Körper. „Es ist schon zu viel passiert.“ Wie unpassend-passend dazu klangen doch die Worte von Johannes Falk, als er in seinem Konzert von einer sehenswerten Ausstellung erzählte, die sich mit dem Thema „Glück“ beschäftigt, und diese uns wärmstens ans Herz legte („The Happy Show“ im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt). Eine dort veröffentlichte Studie stellt die Frage: Was macht uns glücklich? An erster Stelle stehen Beziehungen (Partnerschaft/Freunde), darauf folgt Sex und bereits an dritter Stelle kommt … Singen! Wir GiOs wissen das ja schon lange. Und vielleicht sollten die Menschen einfach mehr singen. Vielleicht würde das diese Welt, die zunehmend aus den Fugen zu geraten scheint, ein Stück weit heilen.

 

Text: Christina Zimmer
Fotos: Ludmilla Parsyak