... singen ist Glückssache

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Wassertropfen

Kategorien: Gedanken

So muss es werden, damit es gut wird! Da habe ich meine Vorstellungen und bin mir sicher. Wir sind schon ein bischen stolz auf unsere Planungen. Und dann gibt es wieder Momente, wo ich anerkennen muss:
Das wesentliche in meinem Leben liegt nicht bei mir und an meinen Planungen.
Die schönsten Blüten wachsen oft da, wo wir das nie und nimmer für möglich halten. Im Hochgebirge im Fels, in der Wüste, unter Wasser. Vielleicht bewirken wir gerade dort etwas, wo wir glauben, wir sind viel zu unperfekt, zu zerrissen, zu unüberzeugend.

Hierzu folgende Geschichte:

Wassertropfen

Jeden Tag gehen die Frauen aus dem Dorf hinunter zum Fluss. In großen Tonkrügen holen sie Wasser, denn im Dorf gibt es keine Quelle. Eines Morgens schaut eine der Frauen verträumt einem Schmetterling hinterher. Dabei stolpert sie, und der Krug wird beschädigt. Einen zweiten hat sie nicht, auch kein Geld für einen neuen, und so umwickelt sie den Krug notdürftig mit ihrem Tuch. Aber das Wasser tropft an den Bruchstellen heraus, und als sie im Dorf ankommt, ist die Hälfte weg.

“Ach”, klagt sie, “was für ein Unglück, warum war ich bloß so unvorsichtig? Alle anderen bringen mehr Wasser nach Hause! Meine Mutter hat Recht, ich bin wirklich zu nichts nütze!” Eines Morgens aber, als die Frauen wieder zum Fluss gehen, ist der schmale Weg gesäumt von günen Gräsern und vielen kleinen Blumen, rot, gelb und weiß leuchten sie. “Das waren deine Wassertropfen”, lachen die Frauen, “sie haben den staubigen Weg zum Blühen gebracht.”


von Thomas Dillenhöfer