Wie nach Hause kommen. Dieses Gefühl stellt sich bei mir ein, wenn ich durch den Torbogen den Innenhof der Heilandskirche betrete.
Auch an diesem Sonntagabend. Hier fing es vor 20 Jahren an mit GiO. Für mich persönlich fing es vor 14 Jahren mit dem damaligen Adventsprojekt an. Seitdem sind für mich die Chorgemeinschaft und die beiden Kirchen – zuerst Heilands und seit 10 Jahren auch Friedens kaum mehr wegzudenken.
Wie nach Hause kommen ist auch der sog. Heilandsruf aus Matthäus 11,28, der über dem Eingang der Heilandskirche steht. Jesus selbst spricht diese einladenden Worte:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken!“ (LUT 2017)

Vielleicht habe ich das gebraucht an diesem Sonntagabend – einen Ort, an dem ich mich hinsetzen, zur Ruhe kommen und einfach sein kann.
Dieses Mal durfte ich das Konzert aus Sicht der Zuhörerin genießen.
Es war wunderbar, meinen Mitsänger:innen zuzuhören, zu erlebe, wie sie diese Musik mit Leben füllen: Mitreißend, einladend, einfühlsam, voller Energie und Freude, manchmal nachdenklich und ab und zu fragend. All das kommt an bei uns im Publikum.
Wunderbar auch zu sehen, wie viele sich haben einladen lassen und die Kirche füllen, bis mehr als der letzte Platz belegt ist.
In Zeiten, in denen sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche über drastisch sinkende Mitgliederzahlen klagt, ist das ein Hoffnungszeichen.
Es ist die Hoffnung, dass Kirche, wenn sie mutig neue Wege einschlägt, für die Menschen unserer Gesellschaft wieder ein Ort zum Ankommen und Bleiben wird.
Neue Formen von Kirche und eine Hoffnungsbotschaft, die Jahrhunderte und Jahrtausende überdauert hat.
Die Worte aus dem Heilandsruf finden sich vertont im Lied „Like A Shepherd“ aus „Songs From Messiah“.
In „The Blessing“ werden die uralten Worte des priesterlichen Segens aufgegriffen, mit denen schon der erste Hohepriester Aaron das jüdische Volk segnete.
Die Weihnachtslieder „Hark The Herald Angels Sing“ und „Noel“ erzählen von der Geburt des Heilands Jesus Christus. Das strahlende „Is He Worthy“ weist über unsere Zeit hinaus, hinein in Gottes neue Welt.
Gemeinschaft und Gemeinde leben im Hier und Jetzt und gleichzeitig den Blick auf „a thousand generations and your family and your children and their children and their children“ (aus The Blessing).
Das ist ein Aspekt, der Kirche ausmacht und ihr gleichzeitig Perspektive gibt.

Text: Nadja Huss
Fotos: Ludmilla + Gabriel Parsyak
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