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Kategorien: Allgemein,ttc 2013

Logbuch:
ttc im Mercedes-Benz-Museum – Versuch einer vergleichenden Analyse

„Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ – soll Kaiser Wilhelm II. in den Anfängen der Autozeit gesagt haben. Der Satz steht auf einem Sockel in der obersten Etage des Stuttgarter Mercedes-Benz-Museums, denn hier oben beginnt der Museumsrundgang. Auch heute um 10:15 Uhr, für die TTC-Ausflugsgruppe.

Ein Versuch: man könnte „das Pferd“ auch durch „gewöhnliche Kirchenmusik“ ersetzen – und „Automobil“ durch „Gospel“. Dann stünden die 60 Chilenen, Deutschen und Schweizer (und über 500 andere mit ihnen) jetzt vor einer ähnlichen Reise ins Ungewisse wie damals die Pionier-Ingenieure. Es haben sicher nicht viele daran geglaubt, dass Gospelmusik so sehr zieht, dass aus vier kleinen Chorgründungen schon 2013 ein Großprojekt mit einem halben Tausend Teilnehmern entstehen würde. Was am gemeinsamen Gospelsingen ist also so ansteckend?

Im Benz-Museum bewegt sich die Gruppe in einer Art Doppelspirale durch die gesamte Geschichte des Autos Richtung Erdgeschoss. Was die Sänger und Sängerinnen hier gerade ablaufen, läuft ähnlich in der TTC-Woche ab: bloß sind hier nicht nur zwei Stränge ineinander verwoben, sondern vier: vier Chöre. Ob doppelt oder vierfach: diese ineinandergreifende Helixbauweise erinnert an das Aussehen des menschlichen Erbguts. Und 99,5 % dieser DNA sind völlig identisch. True story! Mensch ist nicht so verschieden, wie er glaubt. Trotzdem dreht sich die Geschichte meist um das kleine halbe Prozent… Nicht aber diese Woche. Nicht so bei Gospel. Wie die Wege in der Ausstellung, drehen sich die Chöre während der Woche ineinander – und gehen zusammen um einen gemeinsamen Mittelpunkt herum nach unten. „Nach unten“, das heißt auf TTC übertragen: von der Oberfläche immer weiter in die Tiefe, von der dünnen Luft der Ungewissheit in Richtung Erdung.

Und was erwartet sie ganz unten im Foyer? Die perfekte Bühne für einen Flashmob (siehe Video). Ein kraftvoller Moment. Aber auch, nach nur sechs gemeinsamen Proben: ein in die Tiefe gekommenes Projekt mit genügend „time to celebrate“. Diese Zeit nehmen sich Chilenen, Schweizer und Gastfamilien abends beim Grillfest im Innenhof der Heilandskirche. Und nicht nur die bewegende Stimmung, die Tanzeinlagen, das feurige Barbecue und die anschließend noch feurigere Probe belegen: TTC schlägt nicht nur über die Stränge. Sondern es ziehen auch alle an einem Strang. Eine Chilenin kommentiert: „Es ist eine heilige Woche.“

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Mercedes-Benz-Museum “brought joy to my soul” – Flashmob mit einem Teil des TTC-Chors.

 

Im Bild: Läuft richtig gut!

Hinter den Kulissen: Näher ran an die Leute

Jon, womit ist dein Kopf gefüllt, wenn du aus einer Probe in die Pause gehst?

Wir hatten gerade eine starke, eine sehr schöne Probe. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass das hier alles gar nicht wahr ist, es ist so unglaublich. Ein Jahr zurück war unser Chor in Santiago noch eine sehr kleine Sache und es sah nicht nach einer großen Zukunft aus. Und jetzt sind wir hier in Deutschland. Wahnsinn!

 

Dirigierst du anders als dein deutscher Kollege Tom?

Es ist anders, aber ich lerne eine Menge von ihm. Er ist der eigentliche Maestro. Meine Art zu dirigieren richtet sich mehr nach dem Körpereinsatz und dem Kontakt zum Publikum.

 

Hast du eine persönliche Beziehung zu Gospelmusik? 

Soul, Gospel und Rhythm&Blues sind die Musik, die mir am meisten gefällt. Diese Musik verändert mich und ist zudem sehr spirituell. Gospel verbindet uns untereinander und auch mit Gott.

 

Sollte es also mehr Gospel in den Kirchen geben? 

Allgemein sollte es eine Kirche geben, die näher an den Leuten dran ist. Zum Beispiel durch Gospelmusik.

Jon leitet Santiago Gospel, rund 100 Leute, die einmal die Woche zusammen proben.
Er hat keine musikalische Ausbildung und meint, er würde nur nach Gehör dirigieren.
Zu den wichtigsten Eigenschaften der Gospelhöre zählt er „Freiheit, Engagement und Vielfalt.“
Danke, Jon.