... singen ist Glückssache

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Wider die Ganzheitszwänge

Kategorien: Gedanken

Wie geht es Dir?
Was soll ich sagen?
Ein GUT oder gar SEHR GUT krieg ich schwer über die Lippen.
Es gibt immer etwas, dass besser sein könnte.

Wider die Ganzheitszwänge

Es gibt ein Leiden, das durch überhöhte Erwartungen entsteht;
die Erwartung, dass die eigene Ehe vollkommen sei; dass die Partnerin einen vollkommen erfülle; dass ich im Beruf völlig aufgehe; dass die Erziehung der Kinder vollkommen gelingt.

So ist das Leben nicht!

Die meisten Lieben gelingen halb; man ist meistens nur ein halb guter Vater, eine halb gute Lehrerin, ein halb glücklicher Mensch.
Und das ist viel.
Gegen den Totalitätsterror möchte ich die gelungene Halbheit loben.

Die Süße und die Schönheit des Lebens liegt nicht im vollkommenen Gelingen und in der Ganzheit. Das Leben ist endlich, nicht nur in dem Sinn, dass wir sterben müssen.
Die Endlichkeit liegt im Leben selber; im begrenzten Glück, im begrenzten Gelingen, in der begrenzten Ausgefülltheit.
Die große Leidenschaft kann sich auch im halben Herzen verstecken.

Ich vermute, dass die Ganzheitszwänge zusammenhängen mit dem Schwinden des Glaubens an Gott. Wer an Gott glaubt, braucht nicht Gott zu sein und Gott zu spielen.
Wo dieser Glaube zerbricht, da ist dem Menschen die nicht zu tragende Last der Verantwortung für die eigene Ganzheit auferlegt.

Es muss doch mehr als alles geben!

Mehr als die Totalität, das sind die kleinen Schritte, das halbe Herz, wo das Ganze nicht zu haben ist.
Es ist nicht versprochen, dass sich Menschen einander den Himmel auf Erden bereiten. Aber man kann sich Brot sein, manchmal Schwarzbrot und manchmal Weißbrot.
Man kann sich Wasser sein und gelegentlich Wein.

Fulbert Steffensky, dt. Theologe