Am 27.+28. September fand das lang ersehnte Probenwochenende zum diesjährigen Adventsprojekt Worthy statt.
Im September schon an den Advent denken?
Ja, das geht, Hoffnung hat schließlich das ganze Jahr Hochsaison.
Während sich draußen die Herbstsonne durch die Wolkendecke kämpfte, trafen sich in der Stuttgarter Friedenskirche mehr als 600 Sängerinnen und Sänger, um die Lieder für die anstehenden Adventskonzerte zu proben und um die gemeinsamen Pausen zu genießen.
Was spürst du?
Schon jetzt ist der Klang überwältigend! Alle lassen sich von der Soul- und Gospelmusik und den Liedtexten berühren, das hört man. Besonders der titelgebende Song Is he worthy geht uns nahe und fordert uns mit Fragen heraus:
Spürst du, dass die Welt um dich herum zerbrochen ist?
Spürst du, wie die Schatten sich tiefer zusammenziehen?
Doch weißt du auch, dass all das Dunkle das Licht nicht aufhalten wird?
Es ist gut, dass wir uns jedes Jahr daran erinnern, wenn es auf die dunkle Jahreszeit und helle Adventszeit zugeht.
Was ich an Gospelmusik mag, ist dass sie Fragen stellt und keine einfachen Unterscheidungen in Schwarz-Weiß und Hell-Dunkel macht. Sie hinterfragt mich, meinen Glauben und mein Leben in dieser Stadt, in der wir uns zum Singen treffen: Was ist grau und was blendet mich? Was ist ganz und was ist brüchig? Will Gott wirklich wieder unter uns wohnen?
Auf was vertraust du?
Ich glaube, dass wir auf eine Weihnachtsgeschichte vertrauen, die nichts beschönigt. Wir verlassen uns auf ein zerbrechliches Flüchtlingskind, auf eine arme Handwerkerfamilie, auf einen Zimmermann ohne Zuhause. Kein warmes Licht fällt auf diese Szene. Gott sei Dank verlassen wir uns nicht darauf, dass uns süße Bilder und eine beleuchtete Innenstadt die Weihnachtsgeschichte angenehm machen, so schön das auch sein kann.
Wir vertrauen darauf, dass das Kind zu einem jungen Mann heranwächst, der sich entscheidet, schwach zu bleiben für die Schwachen. Er lebt und stirbt unter Armen, Kranken und Geächteten. Krippe und Kreuz sind aus demselben brüchigen Holz gezimmert. Hier entsteht Hoffnung. Die Weihnachtsgeschichte führt uns nicht weg, sondern mitten hinein in die dunkelsten Bruchstellen dieser Welt. Hier stehen wir. Das ist unser Treffpunkt mit Gott.
Er gibt uns ein Licht in die Hand, um Zerbrochenes zusammenzufügen und etwas Neues zu schaffen.
Er gibt uns Stimmen, um davon zu singen.
Sing mit deiner Stimme, hell und dunkel. Sing mit ganzem Herzen!
Text: Rebekka Kochner
Fotos: Gabriel Parsyak
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